Die
Austern von Cancale
Historisches
Von der Frühzeit zum 18.
Jahrhundert
Die Caravanes - 18. bis 20.
Jahrhundert
Die Austernzucht im 19. / 20.
Jahrhundert
Die Auster heute
Literarisches
Die
Austern von Cancale
Historisches
Von der Frühzeit zum 18.
Jahrhundert
Die Caravanes - 18. bis 20.
Jahrhundert
Die Austernzucht im 19. / 20.
Jahrhundert
Die Auster heute
Literarisches
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Die Austern von Cancale
Die Cancalaiser Auster im Laufe der
Jahrtausende
Von der Frühzeit bis zum 18.
Jahrhundert
Cancale und
seine Geschichte sind derart eng mit den Austern
verbunden, daß die rauen Muscheln im wahrsten
Sinne des Wortes die Grundlage der Stadt bilden.
Eine mehrere Meter dicke Muschelschicht, auf der
La Houle entstand, zeugt davon, daß seit uralten
Zeiten die Bucht lange vor ihrer Besiedlung
Heimat unermeßlicher Austernbestände war. |
Austern
in der Antike Die ersten
Menschen, die sich an der Bucht niederließen, mögen
die Muscheln von den Felsen gesammelt und mit
ihren bescheidenen Werkzeugen aus Stein ihre Mühe
gehabt haben, sie zu öffnen.
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________ Selbst in
der Antike, in der die geradezu
austernversessenen Römer mit der Niederwerfung
der Coriosoliten auch an die Baie du Mont Saint
Michel gelangten, wurden die Austern eher in
bescheidenem Maße konsumiert. Die in der Gegend
von Cancale gefundenen Abfallgräben aus
vorchristlicher Zeit belegen, daß andere
Muschelarten, insbesondere die Miesmuschel, den täglichen
Hunger stillten.
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________ Der Grund
hierfür dürfte in den Schwierigkeiten gelegen
haben, die begehrten Austern in größeren Mengen
vom Grund der Bucht zu holen. Ungewiß ist auch,
ob die Bevölkerung in römischer Zeit überhaupt
Kenntnis vom Reichtum der im Wasser verborgenen
Austernbänke hatte.
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________ Die
Auster im Mittelalter
Die
folgenden Jahrhunderte brachten den frühen
Cancalaisern jedoch sowohl das Wissen um den
unermeßlichen Schatz vor ihrer Küste als auch
die Fähigkeiten, ihn dem Meeresgrund zu entreißen.
Bald schon wurde die Auster das tägliche Brot
und zugleich das kostbarste Produkt der
Cancalaiser, das sie geschickt zu vermarkten
begannen. Schon im Mittelalter stellten die
Austern das wichtigsten Handelsgut der Stadt dar.
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Die
ersten Schriftquellen, die sich mit dem Handel
von Austern aus Cancale beschäftigen, stammen
aus dem 13. Jahrhundert. In dem "Livre
des Métiers" von Etienne
Boileau, einem Zeitgenossen Ludwig IX.,
wird von geradezu wucherischen Abgaben berichtet,
welche die Schiffe, die die köstliche Fracht
nach Paris lieferten, in Rouen entrichten mußten.
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________ Austern
für Stadrechte
Die
Überlieferung berichtet, das Franz I.
aus Begeisterung für die Austern im Jahr 1545
Cancale die Stadtrechte verliehen haben soll.
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Diese
seien sodann von Ludwig XIII.
und Ludwig XIV. nochmals bestätigt
worden, weil auch zu ihren Lieblingsspeisen die
Cancalaiser Austern gehört hätten.
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________ In die Zeit
Ludwigs XIII. fällt der Reisebericht "Itinéraire
de Bretagne en 1636"
von Dubuisson Aubenay.
Aubenay berichtet davon, wie die Austern vom
Grund der Bucht geholt und sodann die Ausbeute
von den Cancalaiser Frauen, denen 450 Jahre später
mit dem Brunnen auf der Place de la République
ein Denkmal gesetzt wurde, für den
weiteren Versand von den Schiffen entladen wurde.
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________ Austern
für Versailles
Die
Austern, die nicht sofort weiter versandt werden
konnten, wurden in einem mit Meerwasser gefüllten
Schiff gelagert. Mit welchen Schwierigkeiten es
verbunden war, die empfindlichen Muscheln nach
ihrem Fang frisch zu halten, zeigt die für das
frühe 18. Jahrhundert dokumentierte Methode, die
Austern in Essig zu konservieren.
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________ -
Trotz
der empfindlichen Geschmackseinbußen, die mit
dieser Art der Konservierung verbunden war,
lechzte der Hof in Versaille nach den Cancalaiser
Muscheln, so daß er mehrfach in der Woche
beliefert werden mußte.
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________ Fangrechte
vor Gericht
Welche
Bedeutung der Austernfang für die Cancalaiser
hatte, belegt auch ein Prozeß, der im 17.
Jahrhundert vor dem Bretonischen Parlament
ausgetragen wurde. Durch ein königliches Edikt
wurde im Jahr 1636 den beiden Edelherren Bertrand
Arson de la Villemabon und Nicolas
Lemercier aus Cancale das alleinige
Recht zum Austernfang verliehen. Ein Schlag in
das Gesicht aller Cancalaiser, die vom
Austernfang lebten. Als de la Villemabon und
Lermercier daraufhin begannen, ausgedehnte
Austernparks zu errichten, um darin ihren Fang
frisch zu halten, zogen die empörten Cancalaiser
vor das Parlement de Bretagne.
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Ihr
berechtigter Zorn darüber, daß ihnen der natürliche
Reichtum der Bucht vorenthalten wurde, blieb
nicht ungehört. 1658 fiel zu ihren Gunsten das
Urteil, mit dem das 22 Jahre zuvor begründete
Monopol aufgehoben wurde, woraufhin die
Cancalaiser schleunigst die Austernparks von de
la Villemabon und Lemercier zerstörten.
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________ Exporthandel
Ebenfalls
im 17. Jahrhundert begann ein aufschwingender
Export der Austern nach England und Holland, der
im 18. Jahrhundert seinen ersten Höhepunkt
erreichte. Für das Jahr 1726 ist die Zahl der
Schiffe, die beim Austernfang eingesetzt wurden,
überliefert.
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16
große Segler mit je 8 Mann Besatzung und 2
kleinere mit 3 oder 4 Mann Besatzung pflügten
den Grund der Bucht mit ihren Schleppnetzen um.
Die steigende Nachfrage führte zu immer größeren
Mengen von Austern, die dem Meer entrissen wurden.
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________ Die
Verordnung von 1766
Die
Erkenntnis, daß dieses hemmungslose Ausbeuten
der Austernbänke bald zu deren Vernichtung führen
würde, veranlaßte am 16. August 1766 die
Admiralität zu einer ersten Beschränkung der
Aktivitäten. Der Exporthandel mit den Austern
wurde für die Zeit von Mai bis August verboten,
womit die Monate ohne "R" erstmalig zur
Leidenszeit für die außerhalb Frankreichs
lebenden Liebhaber der Austern wurden.
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________ -
Zugleich
wurde angeordnet, daß die im Fang befindlichen
jungen Austern wieder ausgesetzt werden mußten.
Die Cancalaiser scheinen sich wenig um diese
Beschränkungen gekümmert zu haben. 1775 wurden
14 Millionen Austern entgegen der Verordnung das
ganze Jahr über an englische Händler verkauft.
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