_______ Die Geschichte der alten
Kirche, die ebenso wie die neue Kirche das
Patrozinium von Saint Méen trug,
reicht bis um das Jahr 1000 zurück.
Überlieferungen
der Gestalt des alten romanischen Ursprungsbaus sind
nicht vorhanden. Die ersten für uns faßbaren Formen der
alten Kirche bringt das 17. Jahrhundert, für das die
Kirche als kleiner, einschiffiger Bau beschrieben wird.
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_______ Um 1620 wird die
Kirche um zwei Seitenschiffe erweitert, um mehr Platz für
die Gemeinde zu schaffen. Dennoch dürfte der dunkle,
niedrige Raum kaum ausgereicht haben, alle Gläubigen aus
Cancale bei den Gottesdiensten aufzunehmen, zumal in den
Seitenschiffen bald Kapellen der wohlhabenden Familien
eingerichtet wurden. Diesen war auch der Luxus
vorbehalten, sich innerhalb der Kirche beisetzen zu
lassen, wovon einige Grabplatten mit Wappen und
Inschriften Zeugnis ablegen.
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_______ Ende des 17.
Jahrhunderts wurden Arbeiten am Westturm durchgeführt,
der am 09. Juli 1699 neu geweiht werden konnte. Wenig später,
um 1714 / 1715, folgte ein Umbau der Kirche, bei dem das
Schiff verlängert und auch der Turm vergrößert wurde.
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_______ Im Jahr 1725 wurde
schließlich der als Festungsbaumeister bekannt gewordene
Siméon Garangeau damit
beauftragt, einen Entwurf für eine weitere Vergrößerung
der Kirche und vor allem für einen Neubau der ältesten
Teile, des Chores und der Seitenschiffe, zu liefern. Die
für die Verwirklichung der Pläne auf 25.000 Livres
veranschlagten Kosten konnten von der Cancalaiser
Gemeinde nur zu einem Fünftel selbst aufgebracht werden.
Am 13. Mai 1727 bewilligte der Conseil d'Etat den
Cancalaisern ein Darlehen über die fehlenden 20.000
Livres, so daß die Arbeiten begonnen werden konnten.
Das
Langhaus mit dem Chor und der Sakristei wurde um 38 Meter
verlängert, so daß sich eine Gesamtlänge des Baus von
60 Metern ergab. An den Seiten des Kirchenschiffes wurden
jeweils drei Kapellen angebaut und das Langhaus erhielt
ein Schieferdach. Schließlich sorgten insgesamt 11
Fenster mit Glasmalereien für einen nie zuvor in der
Kirche gesehenen Lichteinfall.
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_______ Während der französischen
Revolution wurde die alte Kirche Saint Méen wie alle
Kirchen Frankreichs ihrer wenigen Kunstwerke, die ohnehin
niemals mehr als eine äußerst bescheidene Ausstattung
darstellten, beraubt und als Kaserne und Futterdepot mißbraucht.
Schließlich mußte sie als Lazarett herhalten. Erst im
Jahr 1800 konnte der Gottesdienst in der völlig
ruinierten Kirche wieder aufgenommen werden.
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_______ Ab 1836 wurden
schließlich die letzten Erweiterungsmaßnahmen an der
Kirche vorgenommen, um ihre Größe der gestiegenen
Einwohnerzahl der Stadt anzupassen. Dabei wurden
insbesondere die Seitenschiffe erweitert. Der Turm
erhielt im Jahr 1856 neue Glocken.
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Bildquelle
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_______ Trotz dieser
letzten Maßnahmen erwies sich der alte Kirchenbau doch
als zu klein für die immer größer werdende Stadt, so
daß im Jahr 1875 der Grundstein für die neue Kirche
Saint Méen an der heutigen Place de la République
gelegt wurde.
Im Jahr
1901 wurde nach der Fertigstellung der neuen Kirche der
alte Bau, in dem die Cancalaiser über fast tausend Jahre
ihre Gottesdienste gefeiert hatten, von der Stadt zum
Verkauf für 6.000 Francs angeboten. Hierzu kam es zunächst
nicht, weil die Stadt selbst einen Teil des Grundstückes
der Kirche für einen Ausbau des Straßennetzes benötigte.
Dennoch verlor der alte Kirchenbau seine sakrale
Bestimmung um mehr und mehr zu einem profanen
Veranstaltungs- und Versammlungsort zu werden.
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Im Jahr 1926 wurden die Glocken aus dem Turm
entfernt. Heute beherbergen die Dächer des alten
Kirchenbaus neben einem Kino das Musée des Arts
et Traditions populaires et du Vieux Cancale,
das in einer liebevoll zusammengestellten Sammlung die
Geschichte von Cancale und seinen Bewohnern dokumentiert
und einen Eindruck davon vermittelt, wie die Cancalaiser
in den letzten drei Jahrhunderten lebten.
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Die alte Kirche Saint Méen auf dem
Gemälde von Gilbert (1856)
(Zum Vergrößern auf das Bild klicken.)
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